Der Herbst ist die Feier des Lebens

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Brief von Benares an seine Freunde




Liebe Freunde,


die Fülle des Herbstes treibt das Ende des Jahres noch einmal an, seine ganzen Farben, Gerüche, Formen, ja seine ganze Liebe in die Welt zu schütten, alles zu überschütten mit Einladungen der Liebe, zu ernten, was gerade in seinem Saft steht, zu erblicken, was gerade seine vergängliche Schönheit vor Deine Augen zaubert, zu riechen und darüber selbst zum Zauberer, zum Einladenden, zur Schönheit zu werden, die alles Schöne erkennend nicht an der Liebe vorbeikommt.


Die Feier des Lebens ist der Herbst, nicht die Jugend, die mit ihrer gar so saloppen Art fixiert ist auf wollen und gieren, sich interessieren und lernen, sich zu begeistern, zu meistern, zu verlieren und wieder zu finden, in den Schluchten der Gedankenfassaden, einer falschen Macht folgend, ein Leben verfolgend, das sie dann nur wenig später selbst verfolgt und nicht selten aus dem Jäger des verborgenen Schatzes einen Gejagten der eigenen Wiederstände und Verwirrungen, der aufwallenden Triebe und Enttäuschungen macht.


Die Feier des Lebens ist der Herbst. Da wirst Du vom Leben selbst gefeiert. Da bekommst Du jene Schönheit, welche Du vergeblich und oft oberflächlich angestrebt hast, in jedem Moment hinterher geworfen von einer Fülle, von der Ejakulation der Freude, vom unaufhörlichen Orgasmus der Ewigkeit selbst.

Die Feier des Lebens ist eine einzige Umarmung für Heimkommende. Heimkommende, die aufgeben, die sich neigen zur Segnung, die Ja sagen und voller Aufregung sind, dem Ankommen gegenüber zu stehen. 


Die Feier des Lebens ist der Herbst, ist das Ankommen, da, von wo Du einst weggegangen scheinst. 

Die Feier des Lebens ist Vergebung, ist die Grösse einzugestehen, das Macht nicht zu einer Feier passt...., ist das Knistern des Feuers im Kamin und ein nebliger Tag in einem warmen Zimmer mit Dir selbst. 

Ankommen ist Friede. 


OM, in tiefer Verbundenheit allem wesentlichen und wahren, the perfume of truth, Benares


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